NUMIS POST Einzelausgabe

Schulterschluss zwischen Münzhandel, Münzkabinetten und Sammlern Ulrich Künker fasste in seiner Rede anlässlich der Übergabe die nun folgenden Vorgänge so zusammen: «Mein Partner und ich entschieden, dass das Weimarer Eigentum ungeachtet aller juristischen Eventualitäten in seine ursprüngli- che Sammlung zurückkehren müsse. Wir zahl- ten den Einlieferer aus und teilten dem Käufer mit, dass wir ihm kein Eigentum an der Münze vermitteln könnten, da es sich um Diebesgut handle. Das Auktionshaus hat alle Kosten über- nommen, um das Stück zu restituieren.» Über seine Motive, die fünfstellige Summe aufzu- bringen, sagte Ulrich Künker: «Ich gehöre zu den Hauptkritikern des im Jahre 2016 beschlos- senen deutschen Kulturgutschutzgesetzes. Ich kritisiere, dass es die Händler in den General- verdacht stellt, ausschliesslich am Gewinn inte- ressiert zu sein. Das stimmt nicht. Wir Händler stellen uns unserer gesellschaftlichen Verant- wortung. Die Übergabe dieses Stückes ist nur ein weiterer Beweis von vielen. Grosszügiger Umgang mit öffentlichen Münzkabinetten hat unter Münzfreunden eine lange Tradition: Seit jeher geht es Händlern und Sammlern primär darum, die Numismatik als Forschungsgebiet zu fördern. Insofern gab es nie Berührungsäng- ste zwischen Sammlern, Händlern und Kurato- ren, sondern ein intensives Miteinander. Gera- de dieses Miteinander geriet durch die Einfüh- rung des Kulturgutschutzgesetzes (KGSG) in Gefahr. Die Befürworter des Gesetzes haben re- gelrecht versucht, einen Keil zwischen die Ver- treter öffentlicher Sammlungen und die priva- ten Sammler und Händler zu treiben. Insofern ist diese Übergabe auch als ein Symbol zu ver- stehen: Wir lassen uns nicht auseinandertrei- ben. Diese Restitution hat uns Geld gekostet. Aber das haben wir gerne für diesen guten Zweck ausgegeben. Ich wünsche dem golde- nen Alchemistentaler in seinem alten bzw. neu- em Zuhause viel Aufmerksamkeit von einer interessierten Öffentlichkeit.» PDK A K T U E L L 84 NUMIS-POST 5/19 A K T U E L L 84 Das Objekt der Restitution: Sachsen-Gotha-Altenburg. Friedrich I., 1675-1680-1691. 6 Dukaten 1687, Gotha. Stempel von Christian Wermuth. FRIDERIC D G DVX SAX I C ET MONT Kopf mit Lorbeerkranz n. r., darunter Signatur I G W. Rv. A NUMINE LUMEN SUSCIPIO ET REDDO (= von Gott empfing ich das Licht und gebe es zurück), dazwischen Got[ha] 1687. Über einer Wolkenbank zwischen strahlender Sonne (= Gold) und Mond (= Silber) das Hexagramm (= Vereinigung aller Elemente und Stein der Weisen), das seine gebündelten Strahlen auf den alchemistischen Adler (= Prozess des Verdampfens) schickt; der Adler hält in seinem Schnabel den Uroboros (= Ewigkeit und Symbol der Materia prima, der Ausgangsmaterialien), der die alchemistischen Zeichen für Salz, Schwefel und Quecksilber umschlingt. Steguweit 137 (dort als 10facher Dukat und Fein- silbertaler).

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