NUMIS POST Einzelausgabe

Die Merowinger – Ausstellung BERNA Die Ausstellung über die Merowinger von Andreas Gäumann anlässlich der BERNA 2019 umfasst die Zeitspanne vom Zusammenbruch der weströmischen Verwaltungsordnung bis zur Festigung frühmit- telalterlicher Strukturen. I n der Spätantike sah sich das Römische Reich zusehends mit einem starken Migrations- druck konfrontiert, der insbesondere von ger- manischen Gruppen in Mittel und Südeuropa ausging. Die Zeit zwischen dem Einfall der Hunnen nach Europa um 375 nach Chr. und je- nem der Langobarden in Italien (568 nach Chr.) wird landläufig als Völkerwanderungs- zeit bezeichnet. Die modernere Forschung steht diesem Begriff heute kritisch gegenüber, da die tatsächlichen Vorgänge kaum etwas mit Wanderbewegungen ganzer Völkerschaften zu tun hatten. Vielmehr stellt sich die Frage, ob der allmähliche Zusammenbruch des weströ- mischen Reiches die Folge oder die Ursache der Völkerwanderung war. Nach der Teilung des Römischen Reichs im Jahr 395 war insbe- sondere Westrom von den Vorgängen betroffen, während sich Ostrom noch länger behaupten konnte. Die Absetzung des letzten weströmi- schen Kaisers Romulus Augustulus im Jahr 476 markiert den Untergang des westlichen Impe- riums. Auf seinem Boden entstanden im 5. und 6. Jahrhundert germanisch-romanische Nach- folgereiche, die die Kultur Europas im Mittelal- ter entscheidend prägen sollten. Die Periode zwischen dem ausgehenden 5. Jahrhundert und der Mitte des 8. Jahrhunderts wird als die Zeit der Merowinger bezeichnet. Die geschwächte, römische Reichsregierung ging ab 382 nach Chr. zunehmend vertragliche Regelungen mit ethnischen Gruppierungen ein und siedelte diese Krieger auf römischem Ter- ritorium an, wo sie eine Rolle als Verbündete (Foederaten) zu erfüllen hatten. Das gilt für die Westgoten, die Spanien, Aquitanien und die ganze Mittelmeerküste bis in die Provence kontrollierten, aber auch für die Franken, die im Nordosten Galliens Grenzschutzaufgaben übernahmen. Als die Sueben und Vandalen um 406 nach Chr. den Rhein überschritten, zeich- nete sich zumindest ein zeitweiliger Zu- sammenbruch der römischen Verwaltungsord- nung in Europa ab. Westrom versank in langen Bürgerkriegen, deren Verlauf die Wanderbewe- gungen bedingte. Gleichzeitig zerfiel die Auto- rität der kaiserlichen Regierung in Rom und die politische Macht ging mehr und mehr an römische und germanische Militärs über. So siedelte ein römischer Heermeister den ostger- manischen Stamm der Burgunder im Militärbe- zirk Sapaudia an, im Gebiet des Genfersees, der heutigen Westschweiz und Savoyens. Dort gründeten sie ein Königreich und lebten als rö- mische Foederaten in Garnisonen. Sie sollten die dortigen Alpenpässe gegen die nördlich sie- delnden Alamannen absichern und als Hilf- struppen gegen Hunnenangriffe schnell verfüg- bar sein. Die Merowinger waren eines der ältesten Kö- nigsgeschlechter der Franken und siedelten im 5. Jahrhundert zwischen der Somme und dem A K T U E L L 7 5/19 NUMIS-POST BERNA 2019

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